Beitrag 8: Höre auf deinen Körper – Warnsignale für Hitzeerschöpfung und Hitzschlag erkennen

Beitrag 8: Höre auf deinen Körper – Warnsignale für Hitzeerschöpfung und Hitzschlag erkennen

Wir können noch so gut vorbereitet sein, die beste Kleidung tragen und literweise Wasser trinken – der Sommer kann unerbittlich sein. Manchmal überfordern wir unseren Körper, ohne es sofort zu merken. Deshalb ist eine der wichtigsten Fähigkeiten für einen sicheren Sommer die Fähigkeit, auf die Signale deines Körpers zu hören und sie richtig zu deuten. Hitzeerschöpfung und Hitzschlag sind ernsthafte medizinische Notfälle, die sich schleichend entwickeln können. Für Rollstuhlfahrer, insbesondere für Menschen mit eingeschränkter Sensibilität oder gestörter Temperaturregulation (z.B. bei hoher Querschnittlähmung), ist es umso wichtiger, die Anzeichen zu kennen und rechtzeitig zu handeln.

Stufe 1: Die Hitzeerschöpfung – Das Warnsignal

Die Hitzeerschöpfung ist die Vorstufe zum lebensbedrohlichen Hitzschlag. Sie entsteht, wenn der Körper durch starkes Schwitzen zu viel Wasser und Salze verloren hat. Der Körper versucht verzweifelt, sich zu kühlen, aber seine Ressourcen sind erschöpft. Es ist das laute Warnsignal deines Körpers, das sagt: „Stopp! Ich brauche sofort eine Pause und Abkühlung!“

Die typischen Anzeichen einer Hitzeerschöpfung sind:

• Starkes Schwitzen, die Haut ist oft kühl und feucht, blass oder gerötet.
• Intensiver Durst.
• Schwäche, Schwindel, Gefühl der Benommenheit.
• Kopfschmerzen, die pochend sein können.
• Übelkeit und manchmal sogar Erbrechen.
• Schneller, aber schwacher Puls.
• Muskelkrämpfe (Hitzekrämpfe).

Bei Menschen mit Querschnittlähmung oberhalb von Th6 kann die Fähigkeit zu schwitzen unterhalb der Lähmungshöhe beeinträchtigt sein. Das bedeutet, du schwitzt vielleicht nur am Kopf und an den Armen, während der Rest des Körpers überhitzt, ohne dieses typische Signal zu senden. Achte daher besonders auf die anderen Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel oder eine unerklärliche plötzliche Müdigkeit.

Was tun bei Anzeichen von Hitzeerschöpfung? – Sofortmaßnahmen

Wenn du diese Symptome bei dir oder anderen bemerkst, musst du sofort handeln. Jede Minute zählt, um eine Verschlimmerung zu verhindern.

1. Raus aus der Hitze: Begib dich sofort an einen kühlen, schattigen Ort. Ein klimatisierter Raum ist ideal.
2. Flach hinlegen: Lege dich, wenn möglich, flach hin und lagere die Beine hoch. Das stabilisiert den Kreislauf. Wenn du im Rollstuhl bleiben musst, nutze die Kantelungsfunktion, um eine möglichst entspannte, zurückgelehnte Position einzunehmen.
3. Flüssigkeit und Salze zuführen: Trinke langsam und in kleinen Schlucken kühles (nicht eiskaltes) Wasser. Ideal sind auch isotonische Getränke, verdünnte Fruchtsäfte oder eine spezielle Elektrolytlösung aus der Apotheke. Wenn nichts davon verfügbar ist, tut es auch Wasser mit einer kleinen Prise Salz.
4. Körper aktiv kühlen: Lockere oder entferne enge Kleidung. Lege kühle, feuchte Tücher auf Stirn, Nacken, Handgelenke und in die Leisten. Nutze eine Sprühflasche oder einen Fächer, um für zusätzliche Verdunstungskälte zu sorgen.
5. Hilfe holen: Bleibe nicht allein. Informiere eine Person in deiner Nähe über deinen Zustand. Wenn sich die Symptome nicht innerhalb von 30-60 Minuten deutlich bessern oder sich sogar verschlimmern, muss unbedingt der Rettungsdienst (112) gerufen werden!

Stufe 2: Der Hitzschlag – Lebensgefahr!

Wird eine Hitzeerschöpfung ignoriert, kann sie in einen Hitzschlag übergehen. Dies ist ein absoluter medizinischer Notfall! Beim Hitzschlag versagt das körpereigene Kühlsystem komplett. Die Körpertemperatur steigt unkontrolliert auf über 40°C an, was zu schweren Schäden an Gehirn und Organen führen und tödlich enden kann.

Die alarmierenden Anzeichen eines Hitzschlags sind:

• Hohe Körpertemperatur (über 40°C).
• Die Haut ist heiß, trocken und gerötet. Das Schwitzen hat aufgehört! Dies ist ein kritisches Zeichen, da der Körper die Kühlung aufgegeben hat.
• Schneller, pochender Puls.
• Starke Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheit, Halluzinationen.
• Die Person kann aggressiv oder apathisch wirken.
• Krampfanfälle und Bewusstlosigkeit sind möglich.

Was tun bei Verdacht auf Hitzschlag? – Notfall!

Bei diesen Anzeichen gibt es keine Zeit zu verlieren.

1. SOFORT den Notarzt rufen (112)! Sage am Telefon klar, dass du einen Hitzschlag vermutest.
2. Erste Hilfe leisten, bis der Notarzt eintrifft: Bringe die Person sofort an den kühlsten verfügbaren Ort. Entferne so viel Kleidung wie möglich. Versuche, den Körper mit allen Mitteln zu kühlen: mit feuchten Tüchern, Wasser, Eispacks (in Tücher gewickelt) an Nacken, Achseln und Leisten. Fächere der Person Luft zu.
3. Keine Flüssigkeit einflößen, wenn die Person bewusstseinsgetrübt oder bewusstlos ist – es besteht Erstickungsgefahr!
4. Bei Bewusstlosigkeit: Stabile Seitenlage und Atmung kontrollieren.

Es ist nicht unser Ziel, Angst zu verbreiten, sondern Wissen zu vermitteln. Indem du die Warnsignale kennst und respektierst, kannst du die Vorstufen einer Überhitzung erkennen und rechtzeitig gegensteuern. Höre auf deinen Körper, nimm Müdigkeit und Schwindel bei Hitze ernst und sei lieber einmal zu vorsichtig als einmal zu nachlässig. Deine Gesundheit ist dein höchstes Gut.

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