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Beitrag 1/15: Die unsichtbare Gefahr – Warum wir über Lungenentzündungen im Rollstuhl sprechen müssen
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Heute starten wir einen Sonderbericht zu einem Thema, das im Schatten vieler anderer Diskussionen steht, aber von existenzieller Bedeutung ist: die Lungenentzündung bei Rollstuhlfahrern. Viele von uns kennen die üblichen Herausforderungen des Alltags – Barrieren, Bürokratie, Schmerzen. Doch es gibt gesundheitliche Risiken, die durch unsere Lebensumstände massiv verstärkt werden. Die Lungenentzündung ist eine davon. Sie ist nicht nur eine schwere Erkältung. Für einen Menschen im Rollstuhl kann sie eine lebensbedrohliche Krise bedeuten, die fast immer einen Krankenhausaufenthalt erfordert und ohne aggressive antibiotische Behandlung nicht heilbar ist.
Stell dir vor, deine Atmung, die so selbstverständlich ist, wird zu einem anstrengenden Kampf. Jeder Atemzug schmerzt, du fühlst dich schwächer als je zuvor und bist komplett auf fremde Hilfe angewiesen. Dies ist die Realität einer schweren Pneumonie. Während gesunde Menschen oft zu Hause mit Antibiotika behandelt werden können, ist der Weg für uns meist ein anderer. Er führt direkt in die Notaufnahme. In dieser 15-teiligen Serie werden wir dieses Thema von allen Seiten beleuchten. Wir sprechen über die spezifischen Risiken, die Symptome, die du niemals ignorieren solltest, die Herausforderungen im Krankenhaus und – am wichtigsten – was wir proaktiv tun können, um uns zu schützen. Dies ist kein Bericht, um Angst zu machen, sondern um aufzuklären, zu sensibilisieren und uns gegenseitig zu stärken. Denn Wissen und Prävention sind unsere stärksten Waffen.
Beitrag 2/15: Warum sind wir besonders gefährdet? Die mechanischen Risikofaktoren
Warum trifft eine Lungenentzündung Menschen im Rollstuhl oft härter und häufiger? Die Antwort liegt zu einem großen Teil in der Physik und Mechanik unseres Körpers im Sitzen. Es sind Faktoren, über die wir selten nachdenken, die aber unser Lungensystem permanent beeinflussen. Der Hauptgrund ist die eingeschränkte Lungenbelüftung. Durch das ständige Sitzen, oft in einer leicht nach vorne gebeugten Haltung, wird der untere Teil unserer Lunge permanent komprimiert. Das Zwerchfell, unser wichtigster Atemmuskel, hat weniger Platz, sich nach unten auszudehnen.
Das Resultat: Wir atmen flacher. Die tiefen, reinigenden Atemzüge, die Schleim und Partikel aus den unteren Lungenbereichen befördern, finden seltener statt. In diesen schlecht belüfteten Arealen können sich Bakterien und Viren jedoch ideal ansiedeln und vermehren. Ein weiterer entscheidender Punkt ist der geschwächte Hustenstoß. Ein kräftiger Husten ist der wichtigste Schutzmechanismus der Lunge. Er schleudert Fremdkörper und Schleim mit hoher Geschwindigkeit hinaus. Bei vielen Rollstuhlfahrern, insbesondere bei hoher Lähmung oder Muskelerkrankungen, ist die Bauch- und Zwischenrippenmuskulatur geschwächt. Der Husten ist dadurch weniger effektiv. Sekret staut sich an, und dieser Stau ist der perfekte Nährboden für eine Infektion. Es ist also eine fatale Kombination: Weniger Belüftung trifft auf weniger Selbstreinigung.
Beitrag 3/15: Aspirationspneumonie – Wenn Nahrung zur Gefahr wird
Neben den mechanischen Risiken gibt es eine besonders tückische Form der Lungenentzündung, die viele Rollstuhlfahrer betrifft: die Aspirationspneumonie. „Aspiration“ bedeutet, dass versehentlich Fremdkörper wie Nahrung, Flüssigkeit oder Magensäure in die Lunge gelangen, anstatt in die Speiseröhre. Normalerweise schützt uns ein komplexer Schluckreflex davor. Bei vielen neurologischen Erkrankungen, die zu einer Rollstuhlabhängigkeit führen (z.B. nach einem Schlaganfall, bei MS oder Muskeldystrophien), kann dieser Reflex gestört sein. Man spricht dann von einer Dysphagie (Schluckstörung).
Das Gefährliche daran ist, dass es nicht immer zu einem dramatischen Verschlucken mit starkem Husten kommen muss. Oft finden sogenannte „stille Aspirationen“ statt, bei denen unbemerkt kleinste Mengen an Flüssigkeit oder Speisebrei in die Lunge „sickern“, oft im Schlaf. Diese Partikel bringen Bakterien aus dem Mund- und Rachenraum direkt in die tiefen Lungenabschnitte. Dort lösen sie eine schwere Entzündungsreaktion aus. Die resultierende Lungenentzündung ist oft besonders aggressiv, da sie durch eine Mischung verschiedener Bakterienarten verursacht wird. Wenn du also bemerkst, dass du dich häufiger räuspern musst, eine „feuchte“ Stimme nach dem Essen hast oder oft hustest, solltest du das unbedingt ärztlich abklären lassen. Eine Schluckdiagnostik kann hier Klarheit bringen und ist ein entscheidender Schritt zur Prävention.
Beitrag 4/15: Das geschwächte Immunsystem und andere Begleiterkrankungen
Unsere Lunge ist ein komplexes Organ, dessen Gesundheit von vielen Faktoren abhängt. Neben der Mechanik und der Aspirationsgefahr spielt auch der allgemeine Zustand unseres Körpers eine riesige Rolle. Viele Grunderkrankungen, die einen Rollstuhl notwendig machen, gehen mit einem geschwächten Immunsystem einher. Chronischer Stress, Schmerzen und die ständige Auseinandersetzung mit der Behinderung können das Immunsystem ebenfalls belasten. Es hat schlichtweg weniger Ressourcen, um eindringende Krankheitserreger effektiv zu bekämpfen. Ein einfacher Infekt, den ein gesunder Mensch wegsteckt, kann bei uns die Tür für eine bakterielle Superinfektion und damit für eine Lungenentzündung öffnen.
Hinzu kommen oft Begleiterkrankungen. Viele Rollstuhlfahrer leiden unter Herz-Kreislauf-Problemen, Diabetes oder Niereninsuffizienz. Diese Erkrankungen belasten den Körper zusätzlich und machen ihn anfälliger. Ein weiterer Faktor ist die oft unzureichende Flüssigkeitszufuhr. Aus Angst vor häufigen Toilettengängen oder Katheterwechseln trinken viele von uns zu wenig. Das führt jedoch dazu, dass der Schleim in den Atemwegen zäher wird und schlechter abtransportiert werden kann – wieder ein idealer Nährboden für Bakterien. Es ist ein Teufelskreis aus Grunderkrankung, geschwächtem Immunsystem und Verhaltensmustern, der das Risiko einer schweren Lungenentzündung potenziert.
Beitrag 5/15: Alarmstufe Rot – Diese Symptome darfst du niemals ignorieren
Die Früherkennung ist bei einer Lungenentzündung der Schlüssel zum Überleben. Doch die Symptome können anfangs untypisch sein und leicht mit einer Grippe oder Erschöpfung verwechselt werden. Deshalb ist es so wichtig, auf die Signale deines Körpers zu hören. Die klassischen Anzeichen sind hohes Fieber (oft mit Schüttelfrost), starker Husten (oft mit gelblichem oder grünlichem Auswurf) und Schmerzen beim Atmen. Doch bei Menschen mit eingeschränkter Wahrnehmung oder geschwächtem Immunsystem können diese Symptome fehlen oder schwächer ausfallen.
Achte daher unbedingt auch auf diese „stillen“ Alarmsignale: eine plötzliche, unerklärliche und extreme Verschlechterung deines Allgemeinzustands. Eine bleierne Müdigkeit, die dich ans Bett fesselt. Verwirrtheit oder Desorientierung, besonders bei älteren Menschen. Eine beschleunigte Atmung, auch in Ruhe. Ein schneller Puls. Manchmal ist es auch nur ein diffuses, starkes Krankheitsgefühl, das sich von allem, was du bisher kanntest, unterscheidet. Ein ganz klares Warnsignal, das sofortiges Handeln erfordert, ist Atemnot. Wenn du das Gefühl hast, nicht genug Luft zu bekommen, wenn Sprechen anstrengend wird oder deine Lippen oder Fingerspitzen eine bläuliche Färbung annehmen (Zyanose), dann zögere keine Sekunde: **Wähle die 112!** Bei einer Lungenentzündung zählt jede Stunde.
Beitrag 6/15: Der schwere Entschluss: Wann muss ich ins Krankenhaus?
Für viele von uns ist das Krankenhaus ein Ort, den wir meiden wollen. Er bedeutet Kontrollverlust, fremde Umgebung und oft mangelnde Barrierefreiheit. Doch bei Verdacht auf eine Lungenentzündung ist Zögern lebensgefährlich. Die Regel für uns im Rollstuhl muss lauten: Im Zweifel immer für das Krankenhaus. Während eine fitte Person vielleicht vom Hausarzt Antibiotika bekommt und es zu Hause versucht, ist dieses Risiko für uns zu hoch. Die Gefahr einer Sepsis (Blutvergiftung) oder eines akuten Lungenversagens ist real.
Wann ist der Punkt erreicht? Sobald du eines der in Beitrag 5 genannten „Alarmstufe Rot“-Symptome hast, insbesondere Atemnot, hohe Fieberschübe oder starke Verwirrtheit. Rufe deinen Hausarzt an oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst (116 117). Schildere klar und deutlich deine Situation: „Ich sitze im Rollstuhl, habe [Grunderkrankung] und befürchte eine Lungenentzündung wegen [Symptome].“ Betone deine Risikofaktoren! Wenn sich dein Zustand schnell verschlechtert, ist der Notruf 112 der einzig richtige Weg. Bereite dich mental darauf vor: Eine Notfalltasche mit Medikamentenliste, wichtigen Unterlagen (Schwerbehindertenausweis, Arztbriefe), Ladekabel und vielleicht einer Kontaktliste sollte immer griffbereit sein. Der Schritt ins Krankenhaus ist schwer, aber er ist in diesem Fall der Schritt, der dein Leben schützt.
Beitrag 7/15: Diagnose im Krankenhaus – Was passiert nach der Einlieferung?
Du bist im Krankenhaus angekommen. Die Hektik der Notaufnahme kann überwältigend sein. Was erwartet dich jetzt? Das Ziel der Ärzte ist es, die Diagnose Lungenentzündung schnell zu sichern und den Erreger zu finden. Zuerst werden deine Vitalwerte gemessen: Atemfrequenz, Puls, Blutdruck, Sauerstoffsättigung und Temperatur. Die Sauerstoffsättigung, gemessen mit einem kleinen Clip am Finger, ist ein entscheidender Wert. Fällt er unter einen kritischen Punkt, bekommst du sofort Sauerstoff über eine Nasenbrille oder eine Maske.
Anschließend wird dir Blut abgenommen. Im Labor werden Entzündungswerte wie das CRP (C-reaktives Protein) und die Leukozyten (weiße Blutkörperchen) bestimmt. Sind diese stark erhöht, ist das ein klares Indiz für eine schwere bakterielle Infektion. Der wichtigste Schritt zur bildlichen Bestätigung ist das Röntgenbild der Lunge (Röntgen-Thorax). Darauf können die Ärzte sehen, ob und wo sich in der Lunge ein Infiltrat, also eine entzündliche Verdichtung, gebildet hat. Um den genauen Erreger zu identifizieren und das richtige Antibiotikum zu wählen, wird oft eine Sputumprobe (Auswurf) oder eine Blutkultur angelegt. Sei darauf vorbereitet, dass diese Untersuchungen Zeit brauchen. Es ist wichtig, dem Personal immer wieder deine spezifischen Bedürfnisse (z.B. Hilfe beim Umlagern für das Röntgen) klar zu kommunizieren.
Beitrag 8/15: Der Kampf im Klinikbett – Besondere Herausforderungen für Rollstuhlfahrer
Die Diagnose steht, die Behandlung beginnt. Doch der Krankenhausaufenthalt selbst birgt für uns im Rollstuhl zusätzliche, massive Herausforderungen, die über die eigentliche Krankheit hinausgehen. Das größte Problem ist die Immobilität im Bett. Während andere Patienten ermutigt werden, aufzustehen und umherzugehen, um einer Thrombose vorzubeugen und die Lunge zu belüften, sind wir ans Bett gefesselt. Das Risiko für Druckgeschwüre (Dekubitus) steigt exponentiell. Die Haut leidet, besonders wenn man fiebert und schwitzt. Eine engmaschige Kontrolle und regelmäßiges Umlagern durch das Pflegepersonal sind überlebenswichtig, müssen aber oft aktiv und hartnäckig eingefordert werden.
Die Barrierefreiheit ist oft mangelhaft. Das Bad ist selten rollstuhlgerecht, der Transfer vom Bett in den eigenen Rollstuhl wird zur Herkulesaufgabe, wenn das Personal nicht geschult ist. Hinzu kommt die Abhängigkeit: Du bist auf die Klingel angewiesen, für alles. Trinken, Toilettengang, Positionswechsel. Das zehrt an den Nerven und der Würde. Oft fehlt es an Hilfsmitteln wie einem Lifter oder einem passenden Duschstuhl. Es ist ein Kampf an zwei Fronten: gegen die Krankheit in deiner Lunge und für deine grundlegenden Bedürfnisse und deine Sicherheit im Klinikalltag. Es ist essenziell, dass Angehörige oder Freunde hier als Anwälte für dich auftreten, wenn du selbst zu schwach bist.
Beitrag 9/15: Die Therapie: Mehr als nur Antibiotika
Die zentrale Säule der Behandlung einer bakteriellen Lungenentzündung ist die Gabe von Antibiotika. Im Krankenhaus geschieht dies in der Regel intravenös, also direkt über die Vene. Das hat den Vorteil, dass der Wirkstoff schnell und in hoher Konzentration an den Infektionsort gelangt. Meist wird mit einem Breitbandantibiotikum begonnen, das gegen viele verschiedene Erreger wirkt. Sobald die Laborergebnisse da sind und der genaue Keim bekannt ist, kann die Therapie gezielt auf ein spezifischeres, wirksameres Antibiotikum umgestellt werden. Es ist entscheidend, dass die Antibiose konsequent und über den gesamten vom Arzt verordneten Zeitraum durchgeführt wird, auch wenn du dich schon besser fühlst.
Aber die Therapie ist viel mehr als das. Die Sauerstoffgabe ist oft notwendig, um den Körper zu entlasten. Ebenso wichtig ist die Physiotherapie, insbesondere die Atemtherapie. Ein Therapeut wird dir Techniken zeigen, wie du trotz Schmerzen und Schwäche tief ein- und ausatmen kannst, um die Lunge zu belüften. Spezielle Atemtrainer können dabei helfen. Auch das „Abklopfen“ des Rückens (Vibrationsmassage) und das Anleiten zum effektiven Abhusten von Sekret sind zentrale Bestandteile. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, entweder durch Trinken oder per Infusion, ist unerlässlich, um den Schleim zu verflüssigen. Die Therapie ist ein ganzheitliches Konzept, bei dem du aktiv mitarbeiten musst, so gut es deine Kräfte zulassen.
Beitrag 10/15: Der lange Weg zurück – Genesung nach der Entlassung
Die Entlassung aus dem Krankenhaus ist ein großer Meilenstein, aber der Kampf ist noch nicht vorbei. Eine schwere Lungenentzündung hinterlässt tiefe Spuren im Körper. Sei auf eine Phase der extremen Erschöpfung und Schwäche vorbereitet, die Wochen oder sogar Monate andauern kann. Dein Körper hat eine enorme Schlacht geschlagen und braucht Zeit, um sich zu regenerieren. Erwarte nicht, dass du sofort wieder zu deiner alten Form zurückfindest. Jeder kleine Fortschritt ist ein Sieg.
Die Atemtherapie und leichte Mobilisation sollten zu Hause unbedingt fortgesetzt werden. Regelmäßige, tiefe Atemzüge, die Nutzung eines Atemtrainers und sanfte Bewegungen im Rahmen deiner Möglichkeiten sind entscheidend, um die Lunge vollständig wiederherzustellen und Narbenbildung (Fibrose) zu verhindern. Achte auf eine nährstoffreiche Ernährung und trinke weiterhin sehr viel, um die letzten Reste des Schleims zu lösen. Gönne dir Ruhe, wann immer dein Körper sie verlangt. Oft ist nach einem solchen Ereignis auch die Seele angeschlagen. Das Erlebnis, so schwer krank und abhängig gewesen zu sein, kann Ängste auslösen. Sprich darüber mit Vertrauten oder suche dir professionelle Hilfe. Die Genesung ist ein Marathon, kein Sprint. Sei geduldig und nachsichtig mit dir selbst.
Beitrag 11/15: Prävention ist alles! Teil 1: Die Macht der bewussten Atmung
Wir kommen nun zum wichtigsten Teil dieser Serie: der Prävention. Wie können wir aktiv verhindern, dass es überhaupt zu einer Lungenentzündung kommt? Die mächtigste und einfachste Waffe ist unsere eigene Atmung. Wir müssen die Nachteile des Sitzens aktiv ausgleichen. Integriere mehrmals täglich bewusste Atemübungen in deinen Alltag. Das dauert nur wenige Minuten.
Eine einfache und effektive Technik ist die „tiefe Zwerchfellatmung“. Setze oder lege dich so aufrecht wie möglich hin. Lege eine Hand auf deinen Bauch. Atme langsam und tief durch die Nase ein und stelle dir vor, wie du die Luft bis ganz nach unten in deinen Bauch schickst. Deine Hand sollte sich dabei heben. Halte die Luft für 2-3 Sekunden an. Atme dann langsam und kontrolliert durch den Mund wieder aus, am besten mit leicht geschürzten Lippen („Lippenbremse“). Dein Bauch senkt sich dabei wieder. Wiederhole das 5-10 Mal. Eine weitere wichtige Übung ist das „therapeutische Husten“. Atme tief ein, halte die Luft kurz an und stoße sie dann in 2-3 kurzen, kräftigen Hustenstößen aus. Das mobilisiert Sekret aus den tiefen Lungenbereichen. Mache diese Übungen zur Routine – morgens nach dem Aufwachen, mittags und abends vor dem Schlafen. Es ist dein tägliches Workout für die Lunge.
Beitrag 12/15: Prävention ist alles! Teil 2: Bewegung und Positionierung
Neben der Atmung sind Bewegung und die richtige Positionierung entscheidend, um die Lunge gesund zu halten. „Stillstand“ ist der Feind unserer Lungen. Auch wenn die Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt sind, zählt jede kleine Veränderung. Versuche, deine Sitzposition im Rollstuhl regelmäßig zu verändern. Nutze die Kantelungs- oder Rückenverstellfunktion deines Rollstuhls, falls vorhanden, um den Druck auf den Brustkorb zu variieren und andere Lungenareale zu belüften.
Wenn es irgendwie möglich ist, ist ein regelmäßiger Positionswechsel raus aus dem Rollstuhl Gold wert. Zeit im Liegen, am besten in verschiedenen Positionen (Rücken-, Seitenlage), entlastet die Lunge und erlaubt eine tiefere Atmung. Falls du Unterstützung dabei brauchst, sprich mit deinem Pflegedienst oder deinen Angehörigen, um feste „Lagerungszeiten“ in den Tagesablauf zu integrieren. Jede Form von aktiver oder passiver Bewegung der Arme und des Oberkörpers hilft ebenfalls. Dehnübungen, Armkreisen oder einfach nur das Strecken nach oben öffnet den Brustkorb und unterstützt die Atmung. Es geht darum, der Stagnation entgegenzuwirken und den Körper und die Lunge immer wieder neu zu „fordern“ und zu belüften.
Beitrag 13/15: Prävention ist alles! Teil 3: Immunsystem stärken und Impfen
Eine gut belüftete Lunge ist nur die halbe Miete. Wir brauchen auch ein starkes Immunsystem, das potenzielle Eindringlinge abwehren kann. Hier können wir viel tun. Die Basis ist eine ausgewogene Ernährung reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Besonders Vitamin C, D und Zink sind wichtig für die Immunabwehr. Achte auf eine ausreichende Proteinzufuhr, denn Antikörper bestehen aus Eiweiß. Und, wie schon erwähnt: Trinken, trinken, trinken! Wasser und ungesüßte Tees halten die Schleimhäute feucht und den Schleim flüssig. Guter Schlaf und Stressmanagement sind ebenfalls keine Luxusgüter, sondern essenziell für ein funktionierendes Immunsystem.
Ein absolut entscheidender Punkt der Prävention sind Impfungen. Für uns als Risikogruppe sind zwei Impfungen besonders wichtig: die jährliche Grippeimpfung (Influenza) und die Impfung gegen Pneumokokken. Pneumokokken sind die häufigsten bakteriellen Erreger von Lungenentzündungen. Die Grippe schwächt das Lungengewebe und macht es anfällig für eine anschließende bakterielle Infektion. Sprich unbedingt mit deinem Hausarzt über diese Impfungen! Er kann dich beraten, welche Impfstoffe für dich in Frage kommen und wann der beste Zeitpunkt dafür ist. Impfen ist ein einfacher, aber extrem wirksamer Akt der Selbstfürsorge und des Schutzes.
Beitrag 14/15: Prävention ist alles! Teil 4: Die oft vergessene Mundhygiene
Ein Präventionsaspekt, der oft völlig übersehen wird, ist die Mundhygiene. Dabei ist sie gerade im Hinblick auf die Aspirationspneumonie von immenser Bedeutung. Unsere Mundhöhle ist voller Bakterien. Bei guter Mundhygiene halten sich die „guten“ und „schlechten“ Bakterien die Waage. Vernachlässigt man sie jedoch, können sich schädliche Keime stark vermehren. Sie bilden Zahnbelag (Plaque) und können Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) oder sogar eine Entzündung des gesamten Zahnhalteapparates (Parodontitis) verursachen.
Gelangen diese aggressiven Bakterien nun durch eine (stille) Aspiration zusammen mit Speichel oder Nahrungsresten in die Lunge, ist die Wahrscheinlichkeit einer schweren Lungenentzündung extrem hoch. Eine sorgfältige, tägliche Mundpflege ist daher keine reine Kosmetik, sondern aktive Lungenprotektion. Das bedeutet: Zähne (oder Prothesen) mindestens zweimal täglich gründlich reinigen, Zahnzwischenräume säubern und regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt wahrnehmen. Wenn die selbstständige Durchführung schwierig ist, muss dies ein fester Bestandteil der täglichen Pflege durch Angehörige oder einen Pflegedienst sein. Eine gesunde Mundflora ist eine der besten Verteidigungen gegen eine Lungenentzündung von innen.
Beitrag 15/15: Zusammen sind wir stark – Dein Wissen, deine Verantwortung, unsere Community
Wir sind am Ende unseres Sonderberichts angelangt. Wir haben die Gefahren, die Symptome und die schwere Reise durch eine Lungenentzündung beleuchtet. Aber vor allem haben wir gesehen, wie viel wir selbst in der Hand haben. Prävention ist kein passives Hoffen, sondern aktives Handeln. Es ist die tägliche Atemübung, der bewusste Positionswechsel, der Griff zum Wasserglas, der Impftermin beim Arzt und die sorgfältige Mundpflege. Es ist die Verantwortung, die wir für unseren Körper übernehmen müssen, weil er besonderen Schutz braucht.
Dieses Wissen ist deine Stärke. Teile es! Sprich mit anderen Rollstuhlfahrern, mit deinen Angehörigen, mit deinem Pflegeteam. Sensibilisiere sie für die Anzeichen und die Wichtigkeit der Prophylaxe. Tauscht euch über eure Erfahrungen und besten Praktiken aus. Lasst uns eine Community sein, die aufeinander achtgibt. Wenn dieser Bericht auch nur einer Person hilft, die Symptome rechtzeitig zu erkennen oder durch Prävention gar nicht erst krank zu werden, hat er seinen Zweck erfüllt. Bleibt wachsam, bleibt aktiv und passt gut auf eure Lungen auf – sie sind euer Motor.
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