Beitrag 4: Zwischen Abhängigkeit und Selbstbestimmung: Die emotionale Achterbahnfahrt als nicht-fahrender Autobesitzer

3D LOGO VON STUDIO ENNS - SCHWARZE METALLPLATTE MIT EINER WEITEREN PLATTE UND DARAUF SIND DIE BUCHSTABEN "STUDIO ENNS": ENNS :IST INNERHALB DES ROTEN KREISES
3D LOGO VON STUDIO ENNS - SCHWARZE METALLPLATTE MIT EINER WEITEREN PLATTE UND DARAUF SIND DIE BUCHSTABEN "STUDIO ENNS": ENNS :IST INNERHALB DES ROTEN KREISES

Beitrag 4: Zwischen Abhängigkeit und Selbstbestimmung: Die emotionale Achterbahnfahrt als nicht-fahrender Autobesitzer

Das eigene Auto vor der Tür – für viele ein Symbol ultimativer Freiheit und Unabhängigkeit. Für mich, als Mensch mit einer Behinderung, die das Autofahren unmöglich macht, ist es ein zweischneidiges Schwert. Es ist einerseits ein unschätzbares Werkzeug, das mir ein Maß an Mobilität und Teilhabe ermöglicht, das sonst kaum erreichbar wäre. Andererseits ist es eine ständige Erinnerung an meine Abhängigkeit von anderen. Diese Dualität löst eine wahre emotionale Achterbahnfahrt aus, ein ständiges Pendeln zwischen dem Gefühl der Selbstbestimmung durch den Besitz und der Frustration über die Notwendigkeit fremder Hilfe für dessen Nutzung.

Entdecken Sie weitere nützliche Links, unser Archiv und den aktuellen Livestream in der Speziallink-Sektion rechts.

Beitrag vorlesen lassen. (in Popupfenster

Darf ich kurz eine kleine Info loswerden? Bei der Erstellung einiger Inhalte auf dieser Website kommt auch Künstliche Intelligenz (KI) unterstützend zum Einsatz. Details zu unserem transparenten Umgang damit finden Sie hier (öffnet Popup). Und jetzt viel Freude beim Weiterlesen!

Beginnen wir mit der Seite der Selbstbestimmung. Das Auto gehört mir. Ich habe es ausgewählt, vielleicht sogar spezielle Anpassungen für den Transport von Hilfsmitteln oder für einen bequemeren Einstieg als Beifahrer vornehmen lassen. Ich entscheide, wann es zur Inspektion geht, welche Versicherung es hat, ob es gewaschen wird oder nicht. Ich trage die Verantwortung für die Kosten – Benzin, Steuern, Reparaturen. Diese Kontrolle über das Fahrzeug selbst gibt mir ein Gefühl von Autonomie. Es ist mein Beitrag zur Mobilität. Ich stelle die Ressource „Auto“ zur Verfügung. Wenn dann eine Fahrt erfolgreich organisiert wurde, ich pünktlich zu einem wichtigen Termin komme oder einen schönen Ausflug genießen kann, dann ist da ein starkes Gefühl der Dankbarkeit und auch ein Stück weit Stolz, dies trotz der Umstände ermöglicht zu haben.

Doch dann ist da die andere Seite der Medaille: die Abhängigkeit. Jede einzelne Fahrt muss geplant, erfragt und mit einer anderen Person koordiniert werden. Diese Notwendigkeit, immer auf die Bereitschaft und Verfügbarkeit anderer angewiesen zu sein, kann zermürbend sein. Es gibt Tage, an denen man sich wie ein Bittsteller fühlt, auch wenn die Fahrer es einem vielleicht gar nicht so vermitteln. Die Spontaneität ist quasi nicht existent. Mal eben schnell zum Supermarkt, weil etwas fehlt? Ein spontaner Besuch bei Freunden, weil einem danach ist? Ein schneller Abstecher in die Natur, weil das Wetter so schön ist? All das sind Dinge, die für fahrende Autobesitzer selbstverständlich sind, für mich aber einen erheblichen organisatorischen Vorlauf bedeuten – wenn sie überhaupt möglich sind.

Diese Abhängigkeit kann zu Frustration führen. Manchmal auch zu Traurigkeit oder Wut darüber, dass eine so grundlegende Fähigkeit wie das Autofahren einem selbst verwehrt bleibt. Es sind die kleinen Momente im Alltag: Wenn man im Stau steht und der Fahrer genervt ist, fühlt man sich vielleicht mitschuldig, obwohl man nichts dafürkann. Wenn eine Fahrt abgesagt werden muss, weil der Fahrer kurzfristig verhindert ist, zerplatzen Pläne und man fühlt sich hilflos. Es ist ein Gefühl, nicht vollständig Herr der eigenen Zeit und Pläne zu sein.

Manchmal schleicht sich auch ein Gefühl der sozialen Isolation ein. Während Freunde und Bekannte selbstverständlich ihre Autos nutzen, um sich zu treffen oder gemeinsame Unternehmungen zu starten, muss ich immer erst die „Fahrerfrage“ klären. Das kann dazu führen, dass man Einladungen ausschlägt, weil der Aufwand zu groß erscheint, oder dass man sich seltener von sich aus zu Verabredungen meldet. Es ist eine zusätzliche Hürde, die überwunden werden muss.

Gleichzeitig fördert diese Situation aber auch andere Qualitäten. Man lernt, extrem gut zu planen und zu organisieren. Man entwickelt eine hohe Sensibilität für die Bedürfnisse anderer und eine tiefe Dankbarkeit für jede Hilfe. Man wird resilienter gegenüber Enttäuschungen und lernt, alternative Lösungen zu finden oder Pläne flexibel anzupassen. Die Freude über eine gelungene Fahrt, ein erreichtes Ziel, ist vielleicht intensiver, weil der Weg dorthin oft steiniger war.

Es ist ein ständiges Ringen um Balance. Die Balance zwischen dem Wunsch nach Unabhängigkeit und der Akzeptanz der eigenen Grenzen. Die Balance zwischen der Freude über die Möglichkeiten, die das Auto bietet, und dem Schmerz über die Einschränkungen, die damit verbunden sind. Ich versuche, den Fokus auf das Positive zu lenken: auf die gewonnene Lebensqualität, auf die ermöglichte Teilhabe, auf die wunderbaren Menschen, die mich unterstützen. Das Auto ist für mich nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern auch ein Lernfeld für Geduld, Dankbarkeit und die Kunst, um Hilfe zu bitten und diese anzunehmen.

Die emotionale Reise als nicht-fahrender Autobesitzer ist komplex. Es gibt Hochs, wenn alles reibungslos klappt und ich mich frei und mobil fühle. Es gibt Tiefs, wenn die Organisation scheitert oder die Abhängigkeit besonders spürbar wird. Aber letztendlich überwiegt oft das Gefühl, eine Herausforderung gemeistert zu haben und trotz der Einschränkungen ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Das Auto ist dabei ein wichtiger, wenn auch manchmal komplizierter Begleiter auf diesem Weg. Es ist ein Symbol dafür, dass man auch auf dem Beifahrersitz die Richtung des eigenen Lebens mitbestimmen kann, wenn man die richtigen Verbündeten an seiner Seite hat.

#EmotionaleAchterbahn, #AbhängigkeitVsSelbstbestimmung, #BeifahrerGefühle, #NichtFahrenKönnen, #LebenMitEinschränkung, #AutobesitzTrotzBehinderung, #DankbarkeitUndFrustration, #MobilitätErkämpfen, #PsychologieDerBehinderung, #StärkeZeigen, #ResilienzLernen, #HilfeAnnehmenMüssen, #FreiheitAufRädernAnders, #TeilhabeWAGEN, #EmotionenDerMobilität

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*