3. Kurzschluss im System: Wie das vegetative Nervensystem reagiert
Neben der reinen Mechanik der Muskelkontraktion spielt das vegetative Nervensystem eine zentrale Rolle. Dieses System steuert alle unbewussten Körperfunktionen, einschließlich der Peristaltik (Darmbewegung), der Magensaftproduktion und der Funktion der Schließmuskeln. Ein starker Spasmus ist für den Körper ein Alarmsignal. Die gleichen Trigger, die einen Spasmus auslösen – eine volle Blase, eine Hautirritation, eine sich bewegende Darmschlinge – aktivieren auch das vegetative Nervensystem, speziell den Sympathikus (unser „Kampf-oder-Flucht“-System). Diese plötzliche Aktivierung kann die normale, rhythmische Arbeit des Darms (gesteuert vom Parasympathikus) komplett durcheinanderbringen. Die Folge kann eine unkoordinierte, überstürzte Darmtätigkeit sein. Bei hohen Lähmungen (oberhalb von Th6) kann diese Überreaktion sogar zu einer autonomen Dysreflexie führen, einer potenziell lebensbedrohlichen Kreislaufentgleisung mit massivem Blutdruckanstieg. Der Spasmus ist in diesem Fall nicht nur ein Muskelproblem, sondern ein Symptom einer tiefgreifenden neurologischen Dysregulation. Er ist das nach außen sichtbare Zeichen eines inneren „Chaos“. Das Verständnis dieses Zusammenhangs ist entscheidend, um zu erkennen, dass es sich nicht um ein isoliertes Verdauungsproblem handelt, sondern um eine komplexe Reaktion des gesamten Körpers auf einen Störreiz.
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