1. Der direkte Draht: Warum Spastik die Verdauung massiv beeinflussen kann
Viele Menschen denken bei Spastik im Rahmen einer Querschnittlähmung primär an unwillkürliche Zuckungen oder Versteifungen in den Armen und Beinen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Das Nervensystem unterhalb der Läsionshöhe arbeitet in einem Zustand der Übererregbarkeit, und diese kann sich auf alle Muskelgruppen auswirken – auch auf jene, die wir nicht bewusst steuern oder sehen. Dazu gehört insbesondere die massive Rumpf- und Bauchmuskulatur. Ein generalisierter Spasmus ist selten ein isoliertes Ereignis. Er ist vielmehr wie eine Schockwelle, die durch den Körper geht. Wenn sich die Bauchmuskeln schlagartig und mit enormer Kraft zusammenziehen, entsteht ein massiver Druck im Bauchraum (intraabdomineller Druck). Dieser Druck wirkt direkt auf die inneren Organe, allen voran auf Magen und Darm. Man kann es sich vorstellen, als würde man eine Tube Zahnpasta plötzlich in der Mitte mit aller Kraft zusammendrücken. Der Inhalt wird unweigerlich und unkontrollierbar herausgepresst. Diese mechanische Krafteinwirkung ist oft so stark und so plötzlich, dass die normalen, über Jahre antrainierten Mechanismen des Darmmanagements komplett ausgehebelt werden. Es ist ein rein physikalischer Vorgang, gegen den der Körper in diesem Moment machtlos ist. Zu verstehen, dass dies keine Frage der Kontrolle oder des Versagens ist, sondern eine direkte, physiologische Konsequenz der Spastik, ist der erste und wichtigste Schritt zur Akzeptanz und zum richtigen Umgang mit solchen Ereignissen.
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