Beitrag 3: Mode-Ikonen oder Sünden? Der unvergessliche 90er Sommer-Style
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Der Sommer der 1990er Jahre war nicht nur ein Gefühl, er war ein Look. Ein Look, der heute zwischen „kultig“ und „modesündig“ schwankt, aber damals für uns das Höchste der Gefühle war. Unsere Kleiderschränke waren ein schillerndes Kaleidoskop aus Neonfarben, Denim und viel, viel nackter Haut. Es war eine Ära des modischen Muts, in der die Regeln dazu da waren, gebrochen zu werden. An vorderster Front kämpften die bauchfreien Tops, auch Crop Tops genannt. Je kürzer, desto besser. Sie wurden kombiniert mit Hüfthosen, die so tief saßen, dass sie eine völlig neue Definition von „taillefrei“ schufen. Der freiliegende Bauchnabel war das Statussymbol des Sommers und wurde nicht selten mit einem glitzernden Piercing oder einer filigranen Bauchkette geschmückt. Bei den Jungs dominierte das genaue Gegenteil: Baggy-Pants. Die Hosen waren so weit, dass man bequem zu zweit hätte hineingepasst. Sie hingen tief in den Kniekehlen und wurden von einem nietenbesetzten Gürtel nur mühsam oben gehalten. Dazu trug man übergroße T-Shirts von Skater-Marken wie Stüssy oder Billabong, oder aber man zeigte seine Markentreue mit einem riesigen „Fila“- oder „Champion“-Logo auf der Brust. Ein weiteres absolutes Muss für jedes Sommer-Outfit waren die Schuhe. Und hier gab es nur eine Religion: Plateausohlen. Allen voran die legendären Buffalo-Schuhe. Diese klobigen Treter mit ihren absurd hohen Sohlen machten uns nicht nur um gefühlte 20 Zentimeter größer, sie waren auch ein Statement. Wer Buffalos trug, war cool, ohne Wenn und Aber. Alternativ, und etwas sportlicher, waren die klobigen Sneaker von Nike (Air Max!) oder Adidas. Aber auch die Mädchen liebten ihre Plateausandalen, die bei jedem Schritt ein lautes „Klack-Klack“ auf dem Asphalt verursachten. Die Accessoires waren das Salz in der Suppe dieses modischen Eintopfs. Das Tattoo-Halsband aus dehnbarem Plastik, der sogenannte „Choker“, war an fast jedem Mädchenhals zu finden. In den Haaren trug man bunte Haargummis, sogenannte Scrunchies, oder unzählige kleine Schmetterlings-Haarspangen, die im Sonnenlicht glitzerten. Sonnenbrillen waren klein, oval und oft mit farbigen Gläsern in Blau oder Orange versehen. Die Frisuren waren ein Kapitel für sich. Bei den Jungs war der Mittelscheitel à la Nick Carter von den Backstreet Boys allgegenwärtig, oft mit blondierten Spitzen veredelt. Mutigere trugen ihre Haare zu Spikes gegelt oder rasierten sich komplizierte Muster hinein. Bei den Mädchen waren Zick-Zack-Scheitel, hochgesteckte Dutts oder zwei kleine „Hörnchen“ (die „Space Buns“ von heute) extrem angesagt. Gekreppte oder geflochtene Strähnen rundeten den Look ab. Die Stoffe und Muster schrien förmlich nach Aufmerksamkeit. Neonfarben in Pink, Grün und Gelb waren überall. Schimmernde, metallische Stoffe, die an die Outfits der Spice Girls erinnerten, waren der letzte Schrei für Partys. Batik-Shirts feierten ein riesiges Comeback und symbolisierten eine lässige, alternative Haltung. Und natürlich durfte Denim in keiner Form fehlen: zerrissene Jeans, Latzhosen (oft mit nur einem geschlossenen Träger getragen), kurze Jeansröcke und Jeansjacken. Es war eine Zeit des Experimentierens, eine Zeit, in der man sich über seine Kleidung definierte. Man wollte auffallen, dazugehören und seine Idole aus der Bravo oder von VIVA nachahmen. Es ging nicht um subtile Eleganz, sondern um lauten, fröhlichen Ausdruck. Wenn wir heute Fotos von uns aus dieser Zeit sehen, schütteln wir vielleicht lachend den Kopf. Aber tief im Inneren wissen wir: Genau so wollten wir aussehen. Es war unser Look, unser Sommer, unsere Jugend. Und diese modische Unbekümmertheit, dieser Mut zur Hässlichkeit und zur Übertreibung, ist vielleicht genau das, was diesen Stil so unvergesslich und liebenswert macht.
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