Die unsichtbaren Barrieren – Mehr als nur Treppen

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Blogbeitrag 1: Die unsichtbaren Barrieren – Mehr als nur Treppen

„Treppen sind das offensichtlichste Hindernis für Rollstuhlfahrer, aber die wahren Herausforderungen liegen oft im Verborgenen“, sagte einst ein Freund, der seit einem Unfall auf den Rollstuhl angewiesen ist. Dieser Satz hat sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt, denn er beschreibt die Realität, mit der wir Rollstuhlfahrer täglich konfrontiert sind. Es geht um mehr als nur offensichtliche architektonische Barrieren; es geht um die unsichtbaren Hürden, die unsere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erschweren und uns oft das Gefühl geben, ausgeschlossen zu sein.

Beginnen wir mit den offensichtlichen Barrieren: Unebene Gehwege sind ein Albtraum. Jeder kleine Riss, jede abgesackte Pflasterung wird zur Kraftprobe. Man muss sich konzentrieren, die Muskeln anspannen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren oder gar zu stürzen. Und dann sind da die Bordsteine, die oft zu hoch sind, um sie ohne fremde Hilfe zu überwinden. Rampen sind zwar eine Lösung, aber sie sind oft zu steil, zu kurz oder fehlen ganz. Besonders frustrierend sind auch die Geschäfte und Restaurants, die zwar eine Rampe haben, diese aber versteckt im Hinterhof oder nur auf Anfrage zugänglich machen – ein deutliches Zeichen dafür, dass man dort nicht wirklich willkommen ist.

Schwere Türen sind eine weitere große Herausforderung. Eine Tür, die für Fußgänger kein Problem darstellt, kann für Rollstuhlfahrer unüberwindbar sein. Man muss sich mit einer Hand am Türrahmen festhalten, mit der anderen den Rollstuhl antreiben und gleichzeitig versuchen, die Tür aufzustoßen – eine akrobatische Leistung, die oft scheitert. Automatische Türen sind zwar eine tolle Erfindung, aber sie funktionieren oft nicht richtig oder sind zu kurz eingestellt, sodass man eingeklemmt wird.

Aber die unsichtbaren Barrieren sind oft noch schlimmer. Es sind die engen Gänge in Supermärkten, in denen man kaum wenden kann, die überfüllten Busse und Bahnen, in denen man keinen Platz findet, die Toiletten, die zwar als „behindertengerecht“ gekennzeichnet sind, aber zu klein oder schlecht ausgestattet sind. Es sind die fehlenden Informationen über Barrierefreiheit in öffentlichen Gebäuden, die dazu führen, dass man stundenlang recherchieren oder telefonieren muss, um herauszufinden, ob ein Ort überhaupt zugänglich ist.

Und dann sind da die psychologischen Auswirkungen. Die ständige Konfrontation mit Barrieren führt zu Frustration, Resignation und sozialer Isolation. Man fühlt sich als Bürger zweiter Klasse, der nicht selbstverständlich am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann. Man muss sich ständig entschuldigen, um Hilfe bitten und sich rechtfertigen. Man wird auf seine Behinderung reduziert und nicht als Mensch mit individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten wahrgenommen.

Statistiken zeigen, dass Deutschland in Sachen Barrierefreiheit noch viel Nachholbedarf hat. Laut einer Studie des Deutschen Behindertenrates sind nur etwa 10% der öffentlichen Gebäude barrierefrei zugänglich. Das bedeutet, dass 90% der Gebäude für Rollstuhlfahrer, Menschen mit Gehbehinderung oder Sehbehinderung unzugänglich sind. Das ist ein unhaltbarer Zustand, der dringend geändert werden muss.

Gesetze und Verordnungen zur Barrierefreiheit gibt es zwar, aber sie werden oft nicht ausreichend umgesetzt oder kontrolliert. Es fehlt an Sensibilität und Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung. Viele Architekten und Bauherren denken nicht von Anfang an an Barrierefreiheit, sondern betrachten sie als lästige Pflichtübung.

Deshalb ist es so wichtig, dass wir Rollstuhlfahrer unsere Stimme erheben und auf die Missstände aufmerksam machen. Wir müssen uns für eine inklusive Gesellschaft einsetzen, in der alle Menschen gleichberechtigt leben und teilhaben können. Wir müssen fordern, dass Barrierefreiheit von Anfang an bei allen Bauprojekten berücksichtigt wird und dass Gesetze und Verordnungen konsequent umgesetzt werden.

Es geht nicht nur um uns Rollstuhlfahrer, sondern um die gesamte Gesellschaft. Eine barrierefreie Umgebung kommt allen zugute, nicht nur Menschen mit Behinderung. Ältere Menschen, Eltern mit Kinderwagen, Menschen mit vorübergehenden Verletzungen – sie alle profitieren von breiten Gehwegen, Rampen und automatischen Türen.

Lasst uns gemeinsam für eine inklusive Gesellschaft kämpfen, in der Barrierefreiheit selbstverständlich ist und alle Menschen die gleichen Chancen haben!

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